1965 führte der Ärger über zu hohe Milchpreise dazu, dass eine einzelne Hausfrau die Initiative ergriff, um gemeinsam mit erst zwei, dann bald 200 anderen Frauen aus ihrem Bekanntenkreis 300 Flaschen Milch zu einem günstigeren Preis direkt bei einem Bauernhof zu kaufen. Der Seikatsu Club Consumers' Cooperative war geboren. Heute sind in dieser Verbraucherinitiative 230 000 Haushalte organisiert, die insgesamt eine Million Menschen mit zahlreichen Produkten versorgen, die nach strikten ökologischen und sozialen Kriterien eingekauft oder in den zahlreichen eigenen Unternehmen selbst hergestellt werden. In den 200 verschiedenen Organisationen und Kleinbetrieben des Seikatsu Clubs (SCCC) arbeiten 8000 Menschen im Recyclingbereich, in Restaurants, Vollwertbäckereien, Biogärtnereien, Secondhandläden, der Herstellung biologischer Putzmittel und in der Altenpflege. Nachdem eine Aktivistin der Initiative 1979 ins Tokioter Rathaus gewählt worden war, entwickelte sich der Club der kooperativen Verbraucher sogar zu einer starken politischen Kraft, die unter dem Motto „Politische Reform kommt aus der Küche“ mittlerweile 100 Rätinnen in die verschiedenen Stadtversammlungen entsendet.

„Ziel unserer kooperativen Bewegung ist die Schaffung eines alternativen Lebensstils, der im Gegensatz zur Massenproduktion und dem Massenkonsum steht“, sagt Machiko Yajima vom SCCC. „Der Seikatsu Club ist in kleinen Einheiten, den Hans, organisiert, die nicht mehr als zwölf Mitglieder jeweils einer Nachbarschaft umfassen. Jeweils 100 solcher Kernzellen formen eine Einheit, doch die Hans bleiben die Grundlage kooperativen Einkaufens und gegenseitiger Hilfe. Gleichzeitig ermöglicht die Größe und Kaufkraft der Organisation, dass sich zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe auf biologischen Anbau umstellten, weil die Produkte einen sicheren Markt fanden." Neben dem preisgünstigen Einkauf kümmert sich der Club um soziale Angelegenheiten, den Schutz der Umwelt, die Förderung von Fraueninteressen und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen. Machiko Yajima: "Wir sind davon überzeugt, dass Hausfrauen beginnen können, eine Gesellschaft aufzubauen, die harmonisch mit der Natur umgeht, indem sie von zu Hause aus aktiv werden.“

Anstatt auf Gewinn zu wirtschaften, verteilt das Projekt allen Mehrwert auf die eigenen Mitglieder und wächst dabei trotzdem kontinuierlich weiter. Die Initiative setzt dabei auf faire Handelsbedingungen, fördert die Unabhängigkeit der Produzenten und Konsumenten von staatlichen Eingriffen oder multinationalen Unternehmen und kann dabei gleichzeitig gemeinschaftsbildend wirken.

So hat sich der Seikatsu Club aktiv an der Ausarbeitung eines verbraucherorientierten Moralkodex für transnationale Unternehmen durch die UNO beteiligt. Über eine Ausdehnung der Initiative nach Korea und in andere Länder wird nachgedacht.